Marcel Broodthaers, geboren 1924 in Brüssel, beschäftigt sich zunächst mit dem Medium des Films, ist als Dichter und Autor tätig und kommt erst im Alter von 40 Jahren zur bildenden Kunst. Aus den zwölf Jahren seines Schaffens als bildender Künstler bleibt ein reichhaltiges Werk aus vielfältigen sowie komplexen Objekten und Installationen zurück. Die konzeptuellen Forderungen, welche Broodthaers an seine Kunst stellt, charakterisieren sein Werk ebenso wie die stete Verknüpfung unterschiedlichster Medien. In seinem Kunstverständnis stellt Broodthaers sich klar gegen die Auffassung eines Gesamtkunstwerks, was sich in seinen Werken widerspiegelt: Sie verhandeln vielmehr die Möglichkeiten des Vermischten, des Undefinierten und Unvollständigen. Auch in den Ausstellungen, welche der Künstler selbst gestaltet, wird diese Auffassung deutlich. Die Kunstwerke, teilweise lediglich durch neue Kombinationen erneut erschaffen, stehen miteinander im Dialog, ergänzen oder hinterfragen sich gegenseitig und widmen sich dadurch den Themen mit einem umfassenden Blick auf relevante Sachverhalte. Exemplarisch dafür steht sein Werk Musée d’Art Moderne, Département des Aigles von 1968, durch welches Broodthaers in die Rolle eines Kurators einer Wanderinstitution wächst, die er an diversen Orten – zunächst in Museen in Belgien, den Niederlanden und Deutschland – zeigte. Dabei handelt es sich bei den ausgestellten Objekten mehrheitlich um leere Kisten, Briefe, Postkarten, Fotografien oder Filme; Broodthaers verschiebt den Fokus vom Kunstwert des Objekts zu einer übergeordneten Diskussion über den Status der Kunst in der Gesellschaft. Während sein Werk vieldiskutiert wird und oft auch als Anknüpfungspunkt für weitere künstlerische Auseinandersetzung dient, rückt Broodthaers Biografie stets etwas in den Hintergrund; über den Künstler als Person ist angesichts der Menge an Angaben zu seinem künstlerischen Werk vergleichsweise wenig bekannt.
Er lebte und arbeitete in Düsseldorf, später in London und zog schliesslich nach einem DAAD-Aufenthalt in Berlin nach Köln, wo er schliesslich im Alter von gerade 52 Jahren verstarb.