Raimund Girke
23.03.2019 – 25.05.2019
RAIMUND GIRKE
1930 - 2002
„Der erste Blick, übrigens auch derjenige der Erinnerung, erfaßt in Girkes Bildern: Stille und diesige Helligkeit, eine Leere, die sich aus der Überfülle kleinster Kontraste speist; eine Undurchdringlichkeit, die zum Warten veranlaßt, der vermutlich nur das Warten gerecht wird. [...]
Raimund Girkes Malerei setzt zu einer Zeit ein, da die erste Generation der deutschen Nach- kriegskunst bereits aufgetreten war. Als er um 1960 die ersten „weißen Bilder“ zeigte, verrieten diese Spuren einer Auseinandersetzung mit dem Informel. [...] Die gestaltlose Farbspur gewinnt einen anonymen Formwert, bildet Gliederungen aus, zu denen sich der Künstler auch in Steinbrüchen und offen liegenden geologischen Schichtungen in der freien Natur Anregungen holte. Schon damals aber ging es nicht um Komposition im Bildfeld, sondern um Ausbildung eines flächendeckenden Netzwerkes, dessen Teile sich nicht hierarchisch zueinander verhalten. Das Bild lebt nicht aus einer einzigen Mitte, sondern aus der Abfolge eines Nebeneinanders gleichwertiger Teile. [...]
Entwicklungsgeschichtlich gesellt sich Girke damit zur Tradition des abstrakten Bildes, zu deren Begründungsideen der Rückgang auf erste Elemente, die Selbstreflexion sowohl der künstlerischen Mittel als auch des Künstlers sowie der Verzicht auf abbildliche Bezüge zugunsten der explikativen Kraft des Bildes gehören. Girke rechnet zu seinen Anregern und Vätern besonders Malewitsch, Mondrian, Ad Reinhardt und Marc Rothko, von denen er sich freilich unterscheidet. [...]
Girkes Bilder locken den Betrachter in einen anschaulichen Erfahrungsprozeß, der zweifellos aus anderem besteht als aus der bloßen Feststellung des Faktischen im Bild. Die gelegentlich konstatierte Stille dieser Malerei ist auf eine verschwiegene Weise beredt, sie will erschlossen werden. Ihre anschauliche Komplexität zielt jedenfalls auf sinnliche Erfahrung, was mehr und anders ist als die auf der Stelle tretende Reflexion der bildnerischen Mittel. Girkes Bilder erfassen Wirklichkeit von ihrer Wirkung her, nicht als eine definitiv feststellbare Größe.“
(zitiert nach Gottfried Boehm, 1986, in: „Im Grenzbereich. Der Maler Raimund Girke“, bereitgestellt über https://www.raimundgirke.com/deutsch-home/texte-über-raimund-girke/)
Bildnachweis: © VG Bild-Kunst, Bonn 2019.
Öffnungszeiten Luftgässlein 4
Do und Fr 13 – 18 Uhr
Sa 11 – 16 Uhr