Sonja Sekula
13.05.2022 – 08.08.2022
Parallel zur Art Basel 2022 präsentiert Galerie Knoell eine Einzelausstellung mit Werken der Schweiz-Amerikanischen Künstlerin Sonja Sekula (1918-1963). Gezeigt werden rund 50 Gemälde und Papierarbeiten die ihre Entwicklung an der Seite von Freunden und Mentoren der aufstrebenden Abstrakten Expressionisten mitverfolgt und hauptsächlich aus ihrer erfolgreichsten Schaffensphase (Mitte der 1940er bis 1963) stammen, in der sie von Peggy Guggenheim und später Betty Parsons gefördert wurde. Ein wichtiger Aspekt in Sekulas Werk ist die Aneignung von Volkskunst der amerikanischen Ureinwohner sowie die Einbeziehung von Text. Zudem sind Parallelen zum kalligraphischen Ansatz und den indianischen Bezügen von Künstlern wie Mark Tobey, Jackson Pollock und anderen Indian Space Painters erkennbar.
Der Umzug Sonja Sekulas nach New York im Jahr 1936 und ihre Einbindung in die stark mythologisierte und überwiegend männliche Kunstszene der Nachkriegszeit ist ein entscheidender Wendepunkt in ihrem Leben. In Luzern geboren, entwickelte sich Sonja Sekula erst in New York, wo sie auch ihre Ausbildung erhielt, zur Künstlerin. Obwohl sie schon in jungen Jahren unter chronischen psychischen Problemen litt, begann sie sich 1943, als Peggy Guggenheim ihre Werke in eine Gruppenausstellung ihrer Galerie Art of This Century aufnahm, einen Namen als Künstlerin zu machen. Nachdem Guggenheim nach Venedig umgezogen war, wechselte Sekula 1948 die Galerie um mit Betty Parsons zusammenzuarbeiten, der sie ihr ganzes Leben lang sehr verbunden blieb und die ihr innerhalb eines Jahrzehnts fünf Einzelausstellungen bot.
Sekula gelang es den Surrealismus mit dem abstrakten Expressionismus zu verbinden. Sie wurde sowohl von ihren expressionistischen Kollegen beeinflusst, deren grosse grafische Gesten und deren beliebtes Action Painting sie übernahm, als auch vom Zustrom bedeutender Europäischer Surrealisten nach New York (wie Breton, Gorky und Ernst). David Hare bemerkte: „Die Surrealisten mochten die Art, wie sie sprach und die poetischen Ideen, die sie hatte“. 1943 war Breton an der Auswahl der Künstlerinnen für die bahnbrechende Ausstellung Exhibition by 31 Women in Guggenheims Galerie beteiligt. Dort wurden Sekulas Arbeiten neben denen surrealistischer und aufstrebender abstrakt-expressionistischer Künstlerinnen wie Leonora Carrington, Meret Oppenheim, Frida Kahlo und Hedda Sterne gezeigt. Gleichzeitig stellte sie neben männlichen Künstlern wie Jackson Pollock und Barnett Newman in der gleichen Galerie aus und mischte sich mühelos unter die männlich-dominierten Kreise der abstrakten Expressionisten, wie die Ausstellung und Publikation „Sonja Sekula, Max Ernst, Jackson Pollock and Friends“ im Kunstmuseum Luzern 2016 zeigt.
Sonja Sekula erfuhr einen frühen Erfolg und wurde schon zu Lebzeiten anerkannt, doch nach ihrem Tod nahm die Anerkennung für ihr Werk deutlich ab. Zwar konnte sie trotz mehrerer schwerwiegender Episoden psychischer Krankheit weiterarbeiten – und das mit Erfolg – doch ihre Rückkehr in die Schweiz im Jahr 1955, um angemessene klinische Behandlung zu erhalten, bedeutete das Ende ihrer Anerkennung und Rezeption in der Kunstwelt. Wie Griselda Pollock anmerkte: „Das Exil, in das sie `nach Hause’ kam, riss den Faden dessen was eine anerkannte und nachhaltige amerikanische Karriere hätte werden können, wenn auch durch wiederkehrende Krankheit unterbrochen.“
Ihr Leben als offen homosexuelle Frau in den 1940er und 1950er Jahren, die oft als ebenso brillant wie hochgradig gestört beschrieben wurde, hatte zweifellos auch Auswirkungen auf die Rezeption ihrer Kunst. Nur in der Schweiz, wo sie seit ihrer Rückkehr 1955 als lokale Künstlerin gefeiert wurde, blieb das Interesse nach ihrem Tod mehr oder weniger konstant. Jedoch hat ihr Werk in den letzten vier bis fünf Jahren vor allem in den USA zunehmend Aufmerksamkeit erregt. Im Jahr 2018 erwarb das Museum of Modern Art in New York ein Hauptwerk, The Town of the Poor (1951) und nahm es sofort in seine ständige Sammlung auf. Da die Wertschätzung für Sekulas Werk weiter wächst, erwarb das Museum 2022 ein zweites Werk, The Voyage (1956). Grössere monographische Ausstellungen sind in Planung.