Verena Loewensberg
05.06.2019 – 13.07.2019
Verena Loewensberg
1912 – 1986, Zürich
Verena Loewensberg war eine Generation jünger als die Pioniere der abstrakten Kunst, sie musste deren Weg über die Abstraktion nicht gehen, sie war von Anfang an eine ungegenständlich, konstruktiv arbeitende Künstlerin. Zwischen 1934 und 1936 war sie mehrfach in Paris, unter anderem mit Max Bill, mit dem sie ihr Leben lang befreundet war und der sie dort mit den Künstlern der Gruppe „Abstraction-Création“ bekannt machte. Sie lernte neben anderen Hans Arp, Sophie Taeuber-Arp und Theo van Doesburg kennen, am nachhaltigsten wirkte die Bekanntschaft mit Georges Vantongerloo. Schon mit ihrem ganz frühen Werk gehörte sie ab 1936 zu den avantgardistischen Künstlern in der Schweiz, 1944 begann sie mit der Ölmalerei, nach dem 2. Weltkrieg wurde sie als die einzige Künstlerin des engsten Kreises der sogenannten „Zürcher Konkreten“ bekannt, mit Max Bill, Richard Paul Lohse und Camille Graeser.
Wenngleich ihr gesamtes Werk auf einer konstruktiven Haltung basiert, hielt sich Loewensberg jederzeit von aller Theorie fern. Ihr Werk ist immer von einer grossen Freiheit, auch von Poesie und Musikalität durchdrungen, niemals illustrieren ihre Werke ein Programm, keines trägt einen Titel. Ist das Werk immer grundsätzlich konstruktiv basiert, arbeitete die Malerin dennoch immer auch mit bildnerischen Elementen, die dem zu widersprechen scheinen: In ihrem Werk finden sich Kreisformen, Wolkenformen, unregelmässige Fünfecke und spitze und stumpfe Winkel ebenso wie Farben, die strengen Konstruktivisten mit ihrer Trias der Primärfarben inakzeptabel scheinen müssen. Die Malerin fürchtete sich weder vor Grün noch vor Rosa, sie war besessen von bildnerischen Problemen, sie löste diese klar und präzis, jede handschriftliche Spur unterdrückend, auf der Leinwand – um das Erreichte im nächsten Werk wieder in Frage zu stellen. Die serielle Systematik eines Richard Paul Lohse interessierte sie nicht, auch nicht die Variationen von Bildideen wie bei Max Bill oder Camille Graeser.
Ab den sechziger Jahren kann man dem bildnerischen Werk von Verena Loewensberg mit dem Vokabular der Konkreten Kunst nicht mehr gerecht werden. Das Schaffen der zwei Jahrzehnte bis zum Todesjahr 1985 ist von einer Unabhängigkeit und Eigenständigkeit, die sich leichter Einordnung entzieht. So gibt es umfangreiche Reihen von reduzierten, rein farbigen Kompositionen, die das Problem von Figur und Grund immer wieder neu angehen: in ihnen zieht die grossartige Koloristin, die Loewensberg von allem Anfang an war, all ihre Register. Daneben gibt es radikal reduzierte, rein lineare Schwarz/Weiss-Kompositionen ebenso wie schwarz-grau über dem Grund schwebende Trapezformationen. Dieses spätere Werk verlangt nach einer adäquaten Betrachtung, die der unabhängigen Position der Malerin - nach der historischen Konkreten Kunst, in der Zeit von Farbfeldmalerei, konzeptueller Malerei und Minimalismus - gerecht wird. Dieses grossartige Werk mit seinen ebenso strengen wie poetisch-musikalischen Qualitäten harrt noch immer der breiteren Entdeckung, mit ihm auch die wunderbare Malerin Verena Loewensberg der ihrer Leistung gerecht werdenden Anerkennung.
Opening 4. Juni 2019 | 17 – 21 Uhr
Luftgässlein 4 | 4051 Basel
Öffnungszeiten
10. Juni - 16. Juni
täglich 10 - 19 Uhr
18. Juni - 13. Juli
Mi, Do und Fr 13 - 18 Uhr
Sa 11 - 16 Uhr